DOS unter Windows 98 betreiben

Kapitel 11 "Tips und Tricks zu Win 98" aus dem Online-Ratgeber


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Inhalt


Als Windows 95, der Vorfahre von Windows 98, eingeführt wurde, rührte Microsoft heftig die Werbetrommel, daß es sich dabei um ein vollständiges Betriebssystem handelte, das völlig ohne das einst führenden aber jetzt veraltete Betriebssystem von Microsoft, MS-DOS, auskommen sollte. Die Kritiker von Microsoft machten schnell ihre Beobachtung laut, daß MS-DOS nichtsdestotrotz immer noch vorhanden sei und die Grundlage von Windows 95 bilde.

Die Diskussion setzt sich bis heute fort und es geht eigentlich nur noch um das Prinzip. Wie so oft kann man auch hier nicht entscheiden, welche Seite recht hat. Es gab eine MS-DOS-Version, die für den Boot-Prozeß von Windows 95 genutzt wird, aber für die Ausführung wird sie nicht mehr benötigt.

Analog gibt es auch im Umfeld von Windows 98 eine MS-DOS-Version. Sie übt jedoch keinen negativen Einfluß auf die Arbeit von Windows 98 aus. Aus der Perspektive des Benutzers bedeutet die Beibehaltung von MS-DOS und einiger anderer der umstrittenen Architekturaspekte von Windows 98, daß das Betriebssystem flexibel genug ist, immer noch vorhandene ältere 16-Bit-Windows- oder MS-DOS-Programme aufzuführen. Damit ist es zwar nicht völlig unterwürfig, wird aber zum klaren Favoriten für diese Aufgaben im Vergleich zum einzigen ernsthaften Konkurrenten: Microsofts eigenem Windows NT. Die Eleganz von Windows 98 liegt in seiner Flexibilität bei überraschender Stabilität.

Dieses Kapitel bietet eine Beschreibung der folgenden Themenbereiche:

Methoden, in das MS-DOS zu gelangen

Es gibt drei Methoden, in das MS-DOS-Untersystem zu gelangen:

Es gibt noch eine Möglichkeit für diejenigen, die MS-DOS bei jedem Starten aufrufen und die grafische Benutzeroberfläche von Windows 98 aus der Befehlszeile starten wollen. Diese Technik ist in Aufgabe 11.1 genauer beschrieben.

Diese komplexe Technik zeigt Ihnen die Änderung einer der Konfigurationsdateien von Windows 98, wie es von Microsoft nicht akzeptiert wird. Diese Änderung bootet Ihren Computer in MS-DOS, so daß Sie die grafische Benutzeroberfläche von Windows 98 manuell oder über eine Batch-Datei aufrufen müssen. Die Aufgabe ändert die Art und Weise, wie Ihr Computer bootet. Das ist eine sehr komplizierte Technik. Seien Sie dabei sehr vorsichtig.

Aufgabe 11.1: Bearbeitung von MSDOS.SYS

  1. Öffnen Sie den Windows-Explorer. Suchen Sie die Datei MSDOS.SYS im Hauptverzeichnis Ihres Boot-Laufwerks. Wenn Ihre für den Windows-Explorer gesetzten Optionen nicht erlauben, daß Sie verborgene oder Systemdateien anzeigen, setzen Sie sie (Ansicht | Ordneroptionen | Registerkarte Ansicht) auf Alle Dateien anzeigen (siehe Abbildung 11.1).
  1. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Datei MSDOS.SYS. Wählen Sie im Kontextmenü den Eintrag Eigenschaften. Entfernen Sie die Eigenschaft Schreibgeschützt, indem Sie die Markierung im entsprechenden Kontrollkästchen entfernen (siehe Abbildung 11.2).

Abbildung 11.2: In diesem Dialog ändern Sie die Eigenschaften einer Datei

  1. Schließen Sie das Dialogfeld Eigenschaften, indem Sie auf OK klicken. Klicken Sie erneut mit der rechten Maustaste auf die Datei MSDOS.SYS und wählen Sie im Kontextmenü den Eintrag Öffnen mit. Wählen Sie im daraufhin erscheinenden Dialogfeld das Programm Wordpad oder einen anderen einfachen Texteditor aus. Sie sehen dieses Dialogfeld in Abbildung 11.3.
  1. Die Datei MSDOS.SYS wird im ausgewählten Editor angezeigt (siehe Abbildung 11.4).

Abbildung 11.4: Die Datei MSDOS.SYS im Editor.

  1. Es gibt mehrere Veränderungen, die Sie an dieser Datei gefahrlos vornehmen können, aber seien Sie sehr vorsichtig, weil Sie sich mit irgendwelchen Experimenten in ernsthafte Schwierigkeiten bringen können. Sicherer ist, eine Sicherungskopie auf einer bootbaren Diskette anzulegen, bevor Sie irgend etwas ausprobieren.
  2. Der Demonstration halber werden wir hier die Zeile mit BOOTGUI=1 ändern (siehe Abbildung 11.4). Ändern Sie das, indem Sie die 1 durch eine 0 ersetzen. Speichern Sie die Datei (Datei | Speichern) und verlassen Sie Wordpad (Datei | Beenden).

Das ist alles. Wenn Sie Windows 98 das nächste Mal starten, gelangen Sie an die MS-DOS-Eingabeaufforderung C:\. Um Windows 98 zu starten, geben Sie in der Befehlszeile WIN ein. Sie können auch Ihrer AUTOEXEC.BAT die Zeile WIN hinzufügen. Das hat denselben Effekt, als wenn Sie die Zeile BOOTGUI=1 in MSDOS.SYS beibehalten, bietet Ihnen jedoch die Flexibilität, einen Befehl nach dem WIN einzugeben, der den Beenden-Befehl für Windows 98 darstellt. Diese Vorgehensweise sollten Sie nur mit größter Vorsicht nachvollziehen. Aufgrund der komplexen Energieverwaltung unter Windows 98 funktionieren diese Techniken nicht auf allen Systemen.

Was Sie tun sollten, solange Sie sich in MS-DOS befinden

Nachdem Sie unter Verwendung der in Aufgabe 11.1 beschriebenen Technik eine MS-DOS-Sitzung gestartet, Start | Programme | MS-DOS-Eingabeaufforderung gewählt oder im MS-DOS-Modus gebootet haben, stehen Sie der berühmten (oder berüchtigten) Befehlszeilenoberfläche gegenüber.

Ganz allgemein geben Sie auf der Befehlszeilenoberfläche einen Befehl ein und drükken dann die Eingabetaste, um MS-DOS mitzuteilen, daß Sie diese Befehlszeile abgeschlossen haben. Es gibt drei allgemeine Aufgaben, die Sie auf der Befehlszeilenoberfläche erledigen können:

Das Starten von Windows-Programmen von der Befehlszeilenoberfläche aus bietet keinerlei Vorteile. Die Benutzer haben dadurch einfach nur das Gefühl, mehr Macht über den Computer zu haben. Dieses Gefühl scheint aus der Zeit überliefert zu sein, wo die einzige Möglichkeit der Interaktion mit einem Computer war, seltsame Befehle einzugeben, von denen sich ein erfolgreicher Computerbenutzer Dutzende (wenn nicht Hunderte) merken mußte, damit er in diese neue Welt eintauchen konnte.

Die Ausführung von Befehlen

Benutzer, die gelernt haben, sich mit ihren Computern über die Befehlszeilenoberfläche zu verständigen, haben sich häufig daran gewohnt und verlassen sich ungern auf die grafische Benutzeroberfläche, die die meisten Anwender bevorzugen. Man könnte sie mit den Leuten vergleichen, die immer noch eine Kurbel in ihren Autos liegen haben, obwohl es mittlerweile bereits einen Anlasser gibt - sie sind die häufigsten Benutzer der Befehlszeilenoberfläche. Wenn sie gefragt werden, argumentieren sie, daß die Befehlszeilenoberfläche (oder die DOS-Eingabezeile) schneller und präziser sei als die grafische Benutzeroberfläche von Windows. Das stimmt vielleicht vom technischen Standpunkt aus gesehen, aber für die meisten Benutzer ist die grafische Benutzeroberfläche mehr als ausreichend.

Die Windows-Hilfe schweigt sich über die Befehlszeilenoberfläche aus. Sie empfiehlt, den gewünschten Befehl gefolgt von /? einzugeben. Das funktioniert, solange Sie wissen, für welchen Befehl Sie Hilfe brauchen. Scheinbar will Microsoft nichts dazutun, weitere Anhänger von MS-DOS zu schaffen.

Damit Sie einen Eindruck davon erhalten, welche Befehle Sie nutzen können, sehen Sie in den Ordner [%windows%]\command (normalerweise c:\windows\command). Dort finden Sie eine Auflistung der externen MS-DOS-Befehle. Ironischerweise sind dies die Befehle, die am seltensten genutzt werden, aber sie bieten Ihnen eine Vorstellung von der Vielseitigkeit der Befehlszeilenoberfläche.

Die am häufigsten genutzten Befehle sind nicht als separate Dateien abgelegt, sondern direkt in MS-DOS enthalten. Dabei handelt es sich um die internen Befehle. Die Befehle in [%windows%]\command sind die externen Befehle. Die drei gebräuchlichsten Befehle sind intern, nämlich:

Um eine Liste der Befehlsparameter zu erhalten, geben Sie auf der Befehlszeilenoberfläche den Befehlsnamen ein, gefolgt von einem /?. Um zwischen Vollbild- und Fenstermodus umzuschalten, drücken Sie (Alt) | (¢). Abbildung 11.5 zeigt, wie Hilfe für den Befehl COPY angefordert wird.

Abbildung 11.5: Hilfe für den Befehl COPY.

Wenn Sie die MS-DOS-Eingabeaufforderung anpassen wollen, klicken Sie auf das A-Icon in der Symbolleiste. Damit wird ein Dialogfeld mit den vertrauten Registerkarten angezeigt, Eigenschaften von MS-DOS-Eingabeaufforderung. Hier können Sie zahlreiche Optionen einstellen. Abbildung 11.6 zeigt das Dialogfeld mit den Registerkarten.

Abbildung 11.6: Das Dialogfeld für die Anpassung der MS-DOS-Eingabeaufforderung.

Wie Sie später in diesem Kapitel noch sehen werden, ist das in Abbildung 11.6 gezeigte Dialogfeld wichtig, wenn Sie DOS-Programme anpassen wollen.

Dieses Buch kann sich keiner grundlegenden Beschreibung von MS-DOS-Befehlen und ihren Parametern widmen. Es gibt ganze Bücher zu diesem Thema. Wenn es Sie interessiert, lesen Sie im Hilfe-System nach oder kaufen Sie sich ein entsprechendes Nachschlagewerk, etwa

Wenn Sie statt dessen die Do-it-yourself-Methode bevorzugen und die Hilfe nutzen wollen, sollten Sie die wichtigsten Befehle betrachten. Zu mehr als 90 Prozent werden die folgenden MS-DOS-Befehle abgesetzt:

Ausführung von Programmen von der Befehlszeilenoberfläche aus

Um Windows-Programme von der Befehlszeilenoberfläche aus auszuführen, geben Sie einfach folgendes ein:

[Programmname oder Abkürzung]

Dabei ist Programmname der Name des Programms, das Sie starten möchten. Das Programm muß sich entweder im aktuell aktiven Ordner oder im Pfad befinden. Sie können auch den Start-Befehl nutzen, um ein Programm zu starten. Um beispielsweise Microsoft Excel von der Befehlszeile aus zu starten, gehen Sie in den Ordner, in dem sich die Programmdatei von Excel (excel.exe) befindet oder in dem es einen Shortcut für diese Datei gibt, und geben Sie folgendes ein:

Start excel

oder einfach nur

excel

oder den Namen des Shortcuts, falls dieser sich vom Programmnamen unterscheidet. Es gibt keinerlei Vorteile dabei, Programme von der Befehlszeile aus zu starten, außer daß Sie dabei Parameter angeben können. Wenn Sie beispielsweise Word (winword.exe) mit der Datei budget99.doc starten wollen, könnten Sie folgendes in die Befehlszeile eingeben:

Start winword "budget99.doc"

Dasselbe erzielen Sie durch Auswahl der Menübefehle Start | Ausführen und Eingabe derselben Zeile wie auf der Befehlszeilenoberfläche.

Auf dieselbe Weise können Sie ein MS-DOS-Programm von der Befehlszeile aus starten. Wenn Sie das so handhaben, trifft Windows 98 eine Annahme für die Parameter, die das Programm benötigt. Das funktioniert überraschend häufig, aber Sie sollten darauf vorbereitet sein, daß es einmal nicht klappt. Und diese Situation wird im folgenden Abschnitt beschrieben.

MS-DOS-Programme für die Verwendung unter Windows 98 vorbereiten

Wenn Sie ein MS-DOS-Programm unter Windows 98 ausführen, erzeugt das Betriebssystem dynamisch eine PIF-Datei. PIF steht für Program Information File. Diese Textdatei teilt Windows 98 mit, welche Einstellungen für das MS-DOS-Programm verwendet werden sollen.

Während der Übergangsphase, als MS-DOS noch vorherrschte, aber schon von Windows attackiert wurde, wurden die Einschränkungen von MS-DOS und der darunter ausgeführten Programme offensichtlich. Für eine kurze Zeit lang wuchs ein Marktbereich an, der versuchte, MS-DOS-Programme so zu erweitern, daß diese Unzulänglichkeiten umgangen werden konnten. Als Windows und seine Programme jedoch die Vorherrschaft erlangt hatten, brauchte man diese Erweiterungen nicht mehr. Viele Programme, insbesondere Spiele, verwenden diese künstlich geschaffene Technologie weiterhin.

Die Ursache für die Probleme mit Spielen begründet sich in den Anforderungen der Benutzer. Bei einer Textverarbeitung ist es egal, ob ein Programm ein paar Zehntelsekunden länger braucht, um eine Rechtschreibprüfung für ein Wort auszuführen. Der Unterschied ist nicht wahrnehmbar. Ein Spieler wird diesen Unterschied jedoch nicht nur bemerken, sondern er kauft ein Spiel ganz einfach nicht, wenn es während einer kritischen Aktion mehrere Zehntelsekunden verliert. Diese Anforderungen, die die Spieler vorgeben, haben zur Entwicklung von überlegenen MS-DOS-Spielen geführt, deren Ausführung heute Probleme macht. Windows 98 erzwingt seine Regeln. Um die Reihenfolge zwischen den ausgeführten Programmen zu bewahren, muß es alle Tricks und Fallen berücksichtigen, die die alten DOS-Programmierer in ihre Programme eingebaut haben.

Größtenteils erledigt Windows 98 alles ohne ein zusätzliches Eingreifen von seiten des Benutzers. Wenn MS-DOS-Programme unter Windows 98 fehlschlagen, gibt es drei Dinge, die Sie ausprobieren könnten:

In einigen Fällen sollten Sie die zweite oder dritte Vorgehensweise für diese Programme wählen, wie etwa für MS-DOS-Backup-Programme, bei deren Ausführung Sie nicht wollen, daß gleichzeitig andere Prozesse oder Dateizugriffe erfolgen.

Beachten Sie, daß Ihnen bei der Arbeit mit MS-DOS keine langen Dateinamen zur Verfügung stehen, egal ob Sie von der Befehlszeilenoberfläche, dem Boot-Menü oder vom MS-DOS-Modus aus arbeiten. Lange Dateinamen gibt es nur auf der grafischen Benutzerumgebung von Windows 98. Dateien, die angelegt oder gesichert werden sollen, sind auf das alte 8.3-Dateinamenformat von MS-DOS oder auf das MS-DOS-Äquivalent für lange Dateinamen beschränkt. Abbildung 11.7 zeigt ein Ordnerlisting in Windows 98 und auf der Befehlszeilenoberfläche, um die Kürzung langer Dateinamen zu demonstrieren. Dabei zeigen die beiden Linien, wie die Dateinamen einander zuzuordnen sind.

Abbildung 11.7: ...

Ein Beispiel dafür, wie unter MS-DOS lange Dateinamen abgekürzt werden. Dabei werden die ersten sechs alphanumerischen Zeichen übernommen, gefolgt von einer Tilde und einer Nummer.

Die Erweiterung, die unter MS-DOS für eine Verknüpfung verwendet wird, ist .lnk. Unter Windows 98 wurde für eine Verknüpfung der Begriff »Link« verwendet (in der frühen Entwicklungsphase). Die Dateinamenerweiterung bleibt gleich, aber der Name wurde ein ganzes Jahr vor der Veröffentlichung von Windows 95 von »Link« in »Verknüpfung« geändert. Die Dateinamenerweiterung wurde aus Kompatibilitätsgründen in Windows 98 beibehalten.

Problematische MS-DOS-Programme

Alles funktioniert, wenn Sie es nur wirklich wollen

Mit Hilfe der hier gezeigten Anpassungen können Sie fast jedes MS-DOS-Programm unter Windows 98 ausführen. Als letzter Ausweg bleibt die Ausführung im MS-DOS-Modus. Wenn Sie verzweifelt sind, booten Sie direkt in dem Windows 98 zugrundeliegenden DOS-System. Sie sollten diese beiden zuletzt erwähnten Strategien jedoch erst einsetzen, wenn Sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, die Ihnen im in Abbildung 11.8 gezeigten Dialogfeld zur Verfügung stehen.

Um die Einstellungen für MS-DOS-Programme anzupassen, die bei der Ausführung unter Windows 98 Probleme machen, suchen Sie die Programmdatei, klicken mit der rechten Maustaste darauf und wählen im Kontextmenü den Eintrag Eigenschaften. Windows 98 ist intelligent. Es erkennt, ob es sich um ein MS-DOS-Programm handelt. Wenn das der Fall ist, zeigt es ein Eigenschaften-Dialogfeld an, in dem die Parameter für solche Programme gesetzt werden können. Wenn Sie die Intelligenz von Windows 98 testen wollen, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf ein MS-DOS-Programm und dann auf ein Windows-Programm, um die Unterschiede im Dialogfeld zu sehen.

Wenn Sie ein MS-DOS-Programm haben, das unter Windows 98 nicht richtig ausgeführt wird, sollten Sie prüfen, ob es wirklich sinnvoll ist, es zum Laufen zu bringen. In den meisten Fällen gibt es eine Windows-Lösung, entweder durch eine bereits existierende Standardanwendung oder durch eine Anwendung, die Sie mit Hilfe moderner Windows-Werkzeuge, wie etwa Visual Basic, Microsoft Access, Clarion oder Corel Paradoxm schnell erzeugen können. Fast immer erhalten Sie damit ein besseres Programm als das, was Sie unbedingt unter Windows 98 zum Laufen bringen wollen.

Abbildung 11.8: Das Dialogfeld für ein MS-DOS-Programm.

Von den sechs Registerkarten enthalten die letzten drei die wichtigsten Einstellungen für die Anpassung, wie Windows 98 ein MS-DOS-Programm ausführen soll. Auf der Registerkarte Programm gibt es jedoch die Schaltfläche Erweitert. Hiermit stellen Sie die wichtigsten Eigenschaften für solche Programme ein.

Nun stehen Sie dem Problem gegenüber, welche Anpassungen Sie vornehmen sollten. Häufig sind Sie dabei ganz auf sich selbst gestellt. Wenn Sie großes Glück haben, finden Sie die Entwickler der MS-DOS-Programme und können sie um Rat fragen. Viele dieser Programme wurden vor sehr, sehr langer Zeit geschrieben. Wenn es die Entwickler überhaupt noch gibt, dann haben sie wohl in der Zwischenzeit Windows-Programme entwickelt, so daß die ganze Übung überflüssig wird. In vielen Fällen wurden diese problematischen Programme intern entwickelt, wozu ganz auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmte Werkzeuge verwendet wurden, beispielsweise Clipper. Die Systemarbeit mit solchen Werkzeugen unterliegt häufig nicht mehr der Steuerung und den Kenntnissen des Programmierers, und es wird Sie nicht weiterbringen, wenn Sie die Entwickler des selbstgebastelten Programms finden.

Die Programmierer, die Werkzeuge wie Turbo Pascal oder Clipper einsetzten, haben ihre Arbeit beherrscht. Diese Werkzeuge waren in ihrer Ära ausgezeichnet. Mit der Einführung von Windows ist jedoch ihre Zeit vorbei und die Überbleibsel ihrer Techniken leben in Programmen fort, die sich fehlerhaft verhalten, wenn sie unter Windows ausgeführt werden - eine Situation, die die Entwickler der Werkzeuge nie hätten abschätzen können.

Das Geheimnis, wie Sie MS-DOS-Programme unter Windows 98 ausführen, ist Raten. Nachdem Sie das eine Zeitlang praktiziert haben, entwickeln Sie eine »Nase« für das, was in diesen älteren Programmen faul ist, und Sie können es korrigieren.

Wenn Ihnen die Dokumentation für das alte Programm vorliegt, haben Sie vielleicht einen guten Ausgangspunkt. Betrachten Sie die Registerkarte Speicher in Abbildung 11.9.

Abbildung 11.9: Die Registerkarte Speicher.

MS-DOS-Programme verwenden verschiedene Schemata, wie sie Daten oder sogar Code in Bereiche schreiben, die ihnen eigentlich nicht zur Verfügung stehen. Windows 98 kann erkennen, welchen Speichertyp ein Programm braucht, und spiegelt ihm dann vor, es hätte erhalten, was es angefordert hat. In einigen Fällen fordert ein Programm jedoch nichts an, sondern setzt voraus, daß es vorhanden ist. In solchen Fällen kann Windows 98 selbst getäuscht werden. Wenn Ihr Programm nicht richtig läuft und Sie wissen, daß es beispielsweise einen bestimmten Betrag an EMS-Speicher braucht (das erfahren Sie aus der Dokumentation), könnten Sie versuchen, den Expansionsspeicher vom Vorgabewert Automatisch auf den von Ihrem Programm benötigten Wert zu setzen. Analog könnten Sie für XMS- und DPMI-Speicher vorgehen. Einige Programme brauchen sehr viel Umgebungsspeicher. Das könnten Sie im Feld Ursprünglicher Umgebungsspeicher einstellen.

In den meisten Fällen übernimmt Windows 98 die Einstellung für den konventionellen Speicher, aber wenn Sie daran zweifeln und genau wissen, wie viel konventioneller Speicher (auch als DOS-Speicher oder TPA bezeichnet) benötigt wird, können Sie versuchen, diese Einstellungen selbst vorzunehmen.

Auf der Registerkarte Bildschirm können Sie mehrere Anpassungen dafür vornehmen, wie das Programm mit der Anzeige kommuniziert - oder wie es glaubt, zu kommunizieren. Windows 98 fängt alle Bildschirmaufrufe auf und spiegelt einigen Programmen vor, sie sprächen die Hardware direkt an, wie es unter dem echten MS-DOS der Fall war. Spiele brauchen nicht selten nicht nur eine spezielle Speichereinstellung, sondern machen auch Probleme mit der Anzeige unter Windows 98. Größtenteils will man diese Programme im Vollbildmodus ausführen. Die Fenstertechnik bereitet noch mehr Probleme.

Wenn das Programm, das Sie ausführen möchten, sehr viele Spalten oder Zeilen verwendet, erlaubt das Feld Ursprüngliche Grösse Anpassungen. In der Regel sind die einzigen Programme, für die das nötig ist, Tabellenkalkulationen unter MS-DOS, aber es gibt Ausnahmefälle.

Auf der Registerkarte Sonstiges, die Sie in Abbildung 11.11 sehen, gibt es zwei besonders wichtige Einstellungen, aber es können auch alle Optionen relevant werden. Die Option Bildschirmschoner zulassen ermöglicht Ihnen, Ihren Bildschirmschoner zu deaktivieren, wenn das Programm aktiv ist. Viele Programme können sich von einem Windows-Bildschirmschoner nicht erholen, und wenn das der Fall ist, haben Sie damit Ihren Tag gerettet. Wenn Sie Probleme mit der Maus haben, versuchen Sie, das Kontrollkästchen Exklusiver Modus auf dieser Registerkarte zu aktivieren.

Abbildung 11.11: Die Registerkarte Sonstiges

Wenn alles andere fehlschlägt...

Die letzte Möglichkeit, das Fehlverhalten eines MS-DOS-Programms zu korrigieren, ist die Schaltfläche Erweitert auf der Registerkarte Programm. Abbildung 11.12 zeigt das Dialogfeld, das aufgerufen wird, wenn Sie auf die Schaltfläche Erweitert klicken.

Abbildung 11.12: Dieses Dialogfeld erscheint, wenn Sie auf der Registerkarte Programm auf die Schaltfläche Erweitert klicken.

Dieses enorm flexible Dialogfeld ermöglicht Ihnen, fast jede mögliche MS-DOS-Einstellung vorzunehmen. Einige Programme beispielsweise weigern sich, unter Windows ausgeführt zu werden. Sie können hier einstellen, daß sie Windows 98 einfach nicht erkennen, indem Sie das oberste in Abbildung 11.12 gezeigte Kontrollkästchen markieren.

Wie bereits erwähnt, ist der Schlüssel für die Ausführung wirklich renitenter Programme der MS-DOS-Modus. Wenn Sie über Start | Beenden in den MS-DOS-Modus gehen, erhalten Sie jedoch eine generische MS-DOS-Sitzung. Mit Hilfe des Kontrollkästchens MS-DOS-Modus im Dialogfeld Erweiterte Programmeinstellungen können Sie die CONFIG.SYS und die AUTOEXEC.BAT genau auf Ihr MS-DOS-Programm abstimmen. Wenn für Ihr Programm bestimmte Einträge in einer oder beiden dies Initialisierungsdateien für MS-DOS erforderlich sind, ist dieser der beste Platz, eine spezielle Host-Umgebung dafür zu schaffen.

SETVER und die falsche DOS-Version

Viele MS-DOS-Programme prüfen, unter welcher DOS-Version sie ausgeführt werden. Das war sinnvoll, als diese Programme noch aktuell waren, weil die verschiedenen MS-DOS-Versionen unterschiedliche Dienste bereitstellten. Jede neue MS-DOS-Version war eine Obermenge der vorhergehenden. Häufig waren die Programmierer jedoch relativ kurzsichtig bei der Prüfung der Version. Statt auf die aktuelle oder eine neuere Version zu prüfen, prüften Sie nur auf eine bestimmte Version. Ein Programm, das beispielsweise MS-DOS Version 3.3 verwendete, schlug fehl, wenn es unter MS-DOS 5 ausgeführt wurde, obwohl es wunderbar funktioniert hätte, wenn es das nur versucht hätte. Die Programmierer legen fest, daß die Programmausführung beendet wird, wenn die Versionsprüfung fehlschlägt.

Microsoft hat dieses Problem gelöst, indem es ein Programm bereitstellte, das die Version vorspiegelte, SETVER. Es erlaubt ein Aliasing bzw. eine falsche Angabe der MS-DOS-Version, die ein bestimmtes Programm braucht. SETVER ist selbst ein MS-DOS-Programm, das von CONFIG.SYS aus ausgeführt wird. Windows 98 hat sein eigenes SETVER in [%windos%]\command, das ist meistens c:\windows\command.

Sie brauchen SETVER, wenn Ihr aufsässiges MS-DOS-Programm bei der Ausführung etwas wie Wrong DOS Version sagt. Dazu müssen Sie herausfinden, welche Version es braucht. Das sollte in der Programmdokumentation festgehalten sein. Wenn Ihnen keine Dokumentation zur Verfügung steht und die Fehlermeldung nicht angibt, welche Version das Programm braucht, versuchen Sie folgendes:

Sie müssen sich jedoch nicht auf diese Liste beschränken. Möglicherweise haben Sie ein Programm, das 1987 entwickelt wurde und Version 2.1 benötigt - das wäre jedoch ein Fall für das Microsoft-Museum.

Beachten Sie, daß Sie SETVER in eine CONFIG.SYS aufnehmen müssen. Ein guter Platz dafür ist die CONFIG.SYS für die MS-DOS-Modus-Einstellung für das jeweilige Programm. Die allgemeine Syntax für SETVER lautet:

SETVER [Pfad] Dateiname Versionsnummer

Um dem Programm BUNKERS.EXE in d:\warfare die MS-DOS-Version 3.3 vorzuspiegeln, würden Sie also etwa folgendes in die CONFIG.SYS aufnehmen:

SETVER d:\warfare\bunkers.exe 3.3

Damit sind Ihre Versionsprobleme gelöst.

Das absolute Ende

Manchmal hilft gar nichts. In diesem Fall müssen Sie Ihre MS-DOS-Programme außerhalb der Windows-98-Umgebung ausführen. Am besten legen Sie sich dafür eine Boot-Diskette an, fügen die benötigten Befehle in CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT ein (vergessen Sie nicht SETVER) und booten den Computer dann mit dieser Diskette. Wenn Ihr DOS-Programm von einer Diskette aus ausgeführt wird, haben Sie keinerlei Probleme, obwohl Sie sich fragen sollten, ob es nicht eine modernere Vorgehensweise für das gibt, was Sie bewerkstelligen möchten. Mit einer modernen Maschine mit 128 Mbyte und 300 MHz oder besser wäre es wirklich ein seltsames Ansinnen, ein diskettenbasiertes Programm auszuführen.

Sie können eine andere MS-DOS-Version (oder PC-DOS oder DR-DOS) von einer Diskette booten und das Programm darunter ausführen. Wenn Sie jedoch planen, es von einer Festplatte aus auszuführen, müssen Sie wissen, daß ältere DOS-Versionen die neueren Speicherschemata von Windows 98 nicht verstehen, wie etwa FAT32 oder DriveSpace. Von einer älteren DOS-Version aus ist es einfach nicht möglich, auf eine FAT32-Partition zuzugreifen.

Wenn Sie planen, eine problematische MS-DOS-Anwendung auszuführen, sollten Sie der Kompatibilität halber mindestens eine FAT16-Partition beibehalten. Damit erschließen Sie sich die Möglichkeit, eine Boot-Diskette zu verwenden.

Es sollte aber wirklich ein sehr besonderes Programm sein, das nicht unter Windows 98 realisiert werden kann, wenn Sie alle möglichen Eigenschaften dafür einstellen müssen und es mit eigener CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT im MS-DOS-Modus ausführen. Und vergessen Sie nicht SETVER.

Es sollte nicht erforderlich sein, einen Windows-98-Computer unter einer früheren Version von MS-DOS (oder eines anderen DOS) zu booten, um ein bestimmtes Programm auszuführen. Es ist jedoch gut zu wissen, daß es möglich ist, wenn es denn unbedingt erforderlich wäre.

Zusammenfassung

Auch in der Windows-98-Umgebung gibt es MS-DOS. Es gibt drei Wege, die in das MS-DOS führen: Sie können vom Boot-Menü aus hingelangen, Sie können eine MS-DOS-Sitzung starten (das heißt, Sie führen das Programm COMMAND.COM aus), oder Sie können Windows 98 in den MS-DOS-Modus herunterfahren, nämlich über Start | Beenden.

Einige altgediente Benutzer, die von MS-DOS aus auf Windows 98 umsteigen, bevorzugen die Bedienung des Computers über die Befehlszeilenoberfläche. Das möchten Sie vielleicht auch, wenn Sie gerne die Kontrolle in der Hand haben, oder wenn Sie einfach nur wissen wollen, wie die Arbeit mit dem Computer aussah, als es Windows noch nicht gab.

Um die Befehlszeilenoberfläche zu nutzen, müssen Sie nicht nur sehr viele Befehle kennen, sondern auch ihre Parameter. Microsoft will die Benutzer gar nicht daran erinnern, daß es MS-DOS in Windows 98 immer noch gibt, deshalb stellt es im allgemeinen Hilfesystem keine Hilfe für die Befehle zur Verfügung.

Sie können eine ältere MS-DOS-Referenz verwenden oder Hilfe über die Befehlszeile anfordern, nachdem Sie die Befehlsnamen kennen. Um die Hilfe der Befehlszeilenoberfläche zu nutzen, geben Sie den Befehl ein, gefolgt von \?. Die meisten der alten MS-DOS-Befehle und alle wichtigen Befehle sind im »DOS« von Windows 98 weiterhin enthalten.

Es gibt mehrere Erfolgsstrategien, ein MS-DOS-Programm unter Windows 98 auszuführen, wenn dieses das nicht will. Das wichtigste Werkzeug dafür ist der Eigenschaften-Dialog für das betreffende Programm. Dort können Sie Speicher- und Bildschirmeinstellungen vornehmen, wenn Windows 98 diese nicht richtig erkennt. Sie können außerdem den Bildschirmschoner deaktivieren und der Maus eine höhere Priorität zuweisen.

Der Schlüssel für die Ausführung von MS-DOS-Programmen ist der MS-DOS-Modus mit seinen Einstellungen, zu denen Sie über die Schaltfläche Eigenschaften | Programm | Erweitert gelangen. Hier können Sie fast alles anpassen, von den Umgebungseinstellungen bis hin zur DOS-Version, die Windows 98 Ihrem Programm mitteilt. Dies sollten Sie als letzte Rettung ansehen. Als allerletzte Rettung können Sie von einer Diskette booten, die eine ältere MS-DOS-Version enthält. Beachten Sie jedoch, daß diese älteren Versionen mit den neuen Speicherschemata von Windows 98 nicht zurechtkommen.

Begriffs-Erklärungen

Terminologie  
Boot-Menü Ein Optionsmenü zum Booten von Windows 98 in unterschiedlichen Modi, etwa Befehlszeile oder abgesicherter Modus.
Befehlszeilenoberfläche Hier können Sie Tastaturbefehle eingeben, gefolgt von Optionen oder Parametern. Wenn Sie die Eingabetaste drücken, wird der Befehl ausgeführt.
Command.com Ein Programm, das eine MS-DOS-Sitzung in Windows 98 startet.
EMS Eine veraltete »fensterorientierte« Speicherspezifikation, die für einige ältere MS-DOS-Programme noch notwendig ist.
MS-DOS Das ursprüngliche Betriebssystem von Microsoft. Es wurde über die Jahre in unterschiedlichen Versionen entwickelt, welche jeweils verbesserte Funktionen boten. Größtenteils nahm MS-DOS nur Befehle auf der Befehlszeile entgegen, bis Microsoft zuerst Windows und dann DOSSHELL veröffentlichte. Andere Hersteller, beispielsweise IBM, boten grafische Benutzeroberflächen, die auf MS-DOS aufsetzten.
MS-DOS-Modus Wird fast identisch zum ursprünglichen MS-DOS ausgeführt, indem Windows 98 verlassen wird (es bleibt nur ein Stub zurück). Der MS-DOS-Modus steht als Option beim Herunterfahren von Windows 98 zur Verfügung.
start Der Befehl, mit dem von der Befehlszeilenoberfläche aus ein Windows-98-Programm gestartet wird.

Fragen und Antworten

Frage:

Kann ich in Windows 98 unterschiedliche MS-DOS-Konfigurationen booten?

Antwort:

Sie können die Programme täuschen, indem Sie ihr Eigenschaftenblatt (Klick mit der rechten Maustaste | Eigenschaften) ändern, so daß sie glauben, sie liefen in der von ihnen benötigten Umgebung. Wenn das nicht funktioniert, können Sie Boot-Disketten anlegen und versuchen, unterschiedliche Profile für unterschiedliche Boot-Sitzungen zu erzeugen. Sie können sogar ältere Versionen von MS-DOS booten, wie etwa 3.3, aber beachten Sie, daß Sie dabei keinen Zugriff auf FAT32 haben.

Frage:

Kann ich in MS-DOS Wildcards verwenden?

Antwort:

Eine Wildcard ist ein Zeichen, das für andere Zeichen steht. Der Stern (*) beispielsweise bedeutet »beliebig viele andere Zeichen«. Der Befehl

DIR *.DOC

bedeutet also, daß alle Dateien mit der Erweiterung .DOC angesprochen werden sollen. Das Fragezeichen (?) steht für ein einziges beliebiges Zeichen.

DIR mine.?oc

bedeutet also, daß dem Punkt ein beliebiges Zeichen folgen kann. Dieser Befehl würde beispielsweise die folgenden Dateien auflisten:

mine.1oc mine.doc mine.roc

usw.

Frage:

Warum sind für manche MS-DOS-Programme ältere MS-DOS-Versionen erforderlich?

Antwort:

Einfach ausgedrückt: schlechte Programmierung. Wenn Sie solche Programme verwenden, müssen Sie die Fehler ihrer Programmierer kompensieren.

Frage:

Welche Programmtypen verursachen die meisten Probleme unter Windows 98?

Antwort:

MS-DOS-Action-Spiele, wie etwa Flugsimulatoren, ebenso wie angepaßte Programme für Versicherungsunternehmen. Das letztere ist ein wirkliches Phänomen.



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